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Ein Blick hinter die Kulissen 

Stolz und erhaben wie ein preußisches Stadtpalais, präsentiert sich seit etwa 150 Jahren das weiße schlossartige Verwaltungsgebäude der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft am Elberfelder Döppersberg und blickt nun nach umfangreichen Privatinvestitionen einer bedeutenden zukünftigen Verwendung entgegen.

Das Direktionsgebäude wurde 1875 bezogen und ist ein klassizistisches Monument mit einer Freitreppe und einem Säulenportal, wurde zwischenzeitlich mehrfach vergrößert und nach den Weltkriegen und deren Kriegsschäden zuletzt in der Jahrtausendwende 1999/2000 restauriert. Seit ihrer Auflösung 1974 und der Aufteilung in andere Direktionen bzw. der erfolgten Zwischennutzung durch die Krankenversicherung der Bundesbahn (KVB) sowie als Standort der Spardabank, führte das Gebäude danach ein eher tristes Dasein und glänzte allenfalls durch seine architektonische Anziehungskraft als eine der ersten Reichsbahndirektionen mit einem der ersten Bahnhöfe, erbaut 1848, an einer der ersten wichtigsten Bahnstrecken Deutschlands.

Seitdem geisterten diverse Pläne um das mit einigen Ausnahmen gut erhaltene Gebäude, das von einem Investor der Bahn abgekauft wurde und in Kombination mit dem ehemaligen Postkomplex an der Blücherbrücke zu einem Outletcenter umfunktioniert werden sollte, was jedoch aufgrund verschiedener Umstände nicht realisiert werden konnte.

Sandor Erös von der Stadt Wuppertal und Stadtführer des Stadtmarketings nimmt uns in Form einer Baustellenführung mit auf eine atemberaubende Zeitreise in die Vergangenheit und nahende Zukunft des Gebäudes.

Vom westlichen Eingang aus Richtung Blücherbrücke kommend, sieht man im Kellerbereich des neuen Universitätstraktes noch ehemalige Tresore der früheren Eisenbahn-Spar- und Darlehenskasse, die für ihre Beschäftigten durchaus auch als Kreditinstitut fungierte. In diesem westlichen Bereich erkennt man neben kleineren verbliebenen Kriegsschäden die interessante für jene Zeit typische Architektur im Inneren und äußeren Teil des Gebäudes.

Imposante Treppenaufgänge mit geschwungenen Geländern, Deckenmalereien und üppige Säulen zeugen vom Reichtum des damaligen behördlichen Palastes, der einen Arbeitsplatz für viele Mitarbeitende im Bahnbetrieb bedeutete.

Unter Einhaltung des Denkmalschutzes investiert der Eigentümer für die künftigen Mieter der Bergischen Universität (Institut für Bildungsforschung) und drei Geschäftsstellen der Stadt Wuppertal (Einwohnermeldeamt, Straßenverkehrsamt, Jugend- und Sozialamt) und des Jobcenters (Zentrum Zukunft) in Form von Büros, Kommunikationsflächen und großen kundenorientierten Bereichen im Hochparterre des Gebäudes und in weiteren Etagen für die Beschäftigten, die man sowohl vom östlichen als auch vom westlichen Eingangsportal künftig erreichen kann.

Vom mittleren gläsernen Innenhof, auch Atrium genannt, strahlt Tageslicht in die Arbeitsbereiche. Hier gibt es entsprechende Bereiche, in denen die Kunden von den zuständigen Ansprechpartnern empfangen und bedient werden. Durch entsprechende Klimatechnik wird auch der Bereich der Raumluft ein durchaus bedeutender Aspekt des Umbaus werden.

Das gesamte Ausmaß der Umbauarbeiten unter Berücksichtigung modernster Erkenntnisse im Bereich ökologischer Baustoffe, Raumklima und Arbeitsplatzanforderungen werden hierbei konsequent umgesetzt. Es ist kaum vorstellbar, dass aus den vielen früheren, teilweise verwinkelten Einzelbüros inzwischen ein großer öffentlicher Space nach modernsten Anfordernissen entsteht, wobei die historische Substanz des Denkmals geschützten Gebäudes gewahrt bleibt und den Besuchern ins Auge fällt.

Der östliche Haupteingang vom Bahnhofsplatz aus behält den Charakter eines großen bürgerfreundlichen Verwaltungsgebäudes. Im Ensemble mit dem derzeit auch von einem Privatinvestor restaurierten Bahnhofsgebäude mit einer künftigen gastronomischen Ebene, entwickelt sich dieser Bereich mit seinem gigantischen Treppenaufgang zum Direktionsgebäude zu einem bürger- und kundenfreundlichen neuen Gebäude der Stadtverwaltung. Aufgrund der Schließung diverser städtischer Außenstellen ergibt sich künftig auch hier ein kostenmäßiger Synergieeffekt.

Sandor Erös kennt alle Winkel und Räumlichkeiten des Gebäudes und weist auf die verschiedenen Aufzüge und barrierefreien Zugangsmöglichkeiten zum und innerhalb des Gebäudes hin.

Noch arbeiten die unterschiedlichen Gewerke pausenlos an der Fertigstellung der unterschiedlichen Ebenen und Servicebereiche, wobei einige Büros des Unibereiches beinahe schon bezugsbereit erscheinen.

Der ehemalige Kaisersaal, in dem Kaiser Wilhelm II und seine Gattin Auguste Victoria während ihres Besuchs in Wuppertal im Jahr 1900, übrigens dem Eröffnungsjahr der Stadthalle, kurzzeitig anwesend waren, zeugt neben den Büros des jeweiligen Direktions-Präsidenten und seiner Bediensteten von der enormen Wichtigkeit und Zuständigkeit der ehemaligen Direktion im Bereich Bergisches Land, Rhein-Berg bis nach Westfalen.

Nach geplanter Fertigstellung des Gebäudes im Sommer und Einzug der jeweiligen Amtsbereiche, werden die Beschäftigten und die Kunden ein hoch interessantes Dienstleistungsgebäude im historischen Gewand vorfinden, in dem an alle möglichen Aspekte des täglichen Arbeitens und der Kundenorientierung gedacht wird. An entsprechende Beschilderung und Leitsysteme bis hin zu persönlichen Ansprechpartnern und farblich gekennzeichneten Fußbodenfarben wurde gedacht.

Auch wenn das Rathaus unserer Stadt weiterhin selbstverständlich zu Barmen gehört, werden sich doch auch künftig in Elberfeld maßgebliche Einrichtungen der Stadtverwaltung, wie auch im Verwaltungsgebäude am Neumarkt, ansiedeln und in Kombination mit einem Institut der Uni zu einem bedeutenden Hotspot in der City entwickeln.

Wir würden uns freuen, wenn es dort seitens der Stadtverwaltung und des Marketings weitere Führungen auch während des Echtzeit-Betriebes geben würde, um den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben diese enormen Veränderungen im städtischen Verwaltungsbereich persönlich dokumentieren zu können.

Im Umfeld der Direktion existieren in den privaten Parkhäusern und auf den Plätzen durchaus genügend Parkmöglichkeiten und auch die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ist vorbildlich. Im Bereich der Kfz-Zulassung ist es auch heute kaum mehr nötig, dass ein Kfz vor Ort vorgeführt werden muss.

Sicherlich wird es für die Mitarbeitenden und Besuchenden zunächst einmal eine Herausforderung werden, sich neu zu orientieren, dennoch werden sich nach den ersten Wochen die Verhältnisse alsbald eingespielt haben und man das neue, historische Gebäude alsbald nicht, wie ursprünglich geplant als Shopping Mall, sondern als Begegnungsstätte für Bürgerinnen und Bürger liebgewonnen haben.

Text: Johannes Schlottner, Fotos: Dominic Spranger